Schwerte. Strukturelle Entscheidungen zum Erhalt von Weiterbildung und Kultur in Schwerte fordern 24 Menschen aus Schwerte in einer öffentlichen Stellungnahme. Die hat den nachstehenden Wortlaut:
„Wenn nicht bald strukturelle Entscheidungen getroffen werden, wenn den wohlfeilen und vollmundigen Bekenntnissen zum Erhalt der Schwerter Kultur und all ihrer Einrichtungen nicht bald kreative Ideen, realistische Konzepte und deutliche Entscheidungen auf Seiten von Politik und Stadtspitze folgen, ist der Knall kaum noch aufzuhalten.
Im Jahre 2001 gründete die Stadt Schwerte ihre kulturellen Aktivitäten und Einrichtungen in eine Anstalt öffentlichen Rechts aus: Museum, Stadtbücherei, Volkshochschule, Musikschule, das damals noch existierende Zentrum zur Förderung der Frauenerwerbstätigkeit ZeFF und das Kulturbüro. Schon als der neue Kultur- und Weiterbildungsbetrieb KuWeBe mit Personal und Immobilien in die scheinbare Freiheit des Marktes entlassen wurde, sprachen warnende Stimmen von Abschiebung.
Der Karren fährt gegen die Wand
Die strukturell unrentablen und immer von öffentlichen Zuschüssen abhängigen Bereiche Kultur und Weiterbildung wurden in eine Art Badbank entsorgt. Von Anfang an war vorgesehen, dass der KuWeBe seine Kapitalrücklage, die vor allem die Immobilien (Teile des Citycentrums, Wuckenhof, Musikschule, Museum u.s.w.) umfasst, Stück für Stück verzehrt – eine Art Kulturkannibalismus sozusagen. Drastisch beschleunigt wird der Prozess nun aber dadurch, dass die Stadt ihre ursprünglichen Zusagen nicht einhält, Zuschüsse seit Jahren immer weiter zurückfährt und den KuWeBe mit Mehrbelastungen wie zum Beispiel unausweichlichen Tariferhöhungen allein lässt. Der Karren fährt gegen die Wand.
Die einstigen regionalen Leuchttürme Kleinkunst und Straßentheater, schon längst immer weiter abgespeckt, laufen Gefahr, durch neuerliche Sparrunden langsam in die Bedeutungslosigkeit gedrückt zu werden. Volkshochschule, Bücherei und Musikschule stehen mit dem Rücken an der Wand und ringen um Atem. Eine verhängnisvolle Entwicklung, die aber durch das Abschieben der Kultur weg von der großen Bühne in die KuWeBe-Nische erst politisch durchsetzbar wurde.
Tief ins kulturelle Fleisch der Stadt
Auf der operativen Seite wird, statt tragfähige strukturelle Entscheidungen zu treffen, entweder mit dem Rasenmäher oder an den Randbereichen herumgeschnippelt mit scheinbar kleinen Einschnitten, die aber tief ins kulturelle Fleisch der Stadt rutschen können. Ein Beispiel: Wer aus Kostengründen die von Anfang an in den Händen von Jörg Rost liegende technische Leitung und die Bewirtung des Welttheaters zur Disposition stellen will, muss wissen, dass er so die Firma „rost:Licht“ zur Disposition stellt – und damit Kirschblütenfest, Lichtpicknick, Ruhrflair, die Wäscheleinen-Aktion und „Wir sind bunt“ im Stadtpark. Darauf aber können und wollen wir in Schwerte nicht verzichten.
Was wir brauchen, sind gemeinsame Anstrengungen, mutige Ideen und eine ausreichende finanzielle Ausstattung für die Kultur in Schwerte – und eine Politik und eine Stadtspitze, die zukunftssichere und verlässliche Entscheidungen fällt und nicht die Verantwortung abschiebt. Kürzen ohne Konzept und Perspektive fährt Kultur und Weiterbildung an die Wand. Ein Plan, der eine nachhaltige Entwicklung konzipiert, könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Integration braucht Kultur und Weiterbildung
Und sagt uns nicht, es sei kein Geld da, weil die Flüchtlinge so viel kosten. Integration braucht Kultur und Weiterbildung. Wer sollte den Fremden unsere Sprache nahebringen, wenn nicht eine personell gut ausgestattete Volkshochschule? Wo sollen sie die Bücher finden, die sie Deutschland besser verstehen lässt, wenn nicht in der Bücherei? Und wo könnten sie unserer Kultur leichter und freundlicher begegnen, als in der Musik oder beim Welttheater auf den Schwerter Straßen?
Kultur und Weiterbildung brauchen Geld und Unterstützung aus öffentlicher Hand. Verlässlich.“
Fred Ape, Martina Beinroth, Günter Berger, Doro Bigalke, Udo Bußmann und Ingrid Roth-Bußmann, Bele Dablé, Petra und Jürgen Doll, Daniel Engelmann, Guntmar Feuerstein, Bernd Göckmann, Gabriele Harms, Herbert Hermes, Hilde Herr, Bernd Kirchbrücher, Uli Kramm, Hanna Lüdeling, Marion Krieg-Nebelsiek und Horst Nebelsiek, Mina und Dr. Tomas Neustadt, Sabine und Theo Spanke.